Das unterscheidet Kaffee und Espresso


Das unterscheidet Kaffee und Espresso

Tasse vs. Tässchen: Nicht nur die Größe des Trinkgefäßes trennt den Kaffee vom Espresso. Wie aus ein und der selben Kaffeebohne zwei verschiedene Produkte werden

Italien-Urlauber kennen das Problem: Man bestellt in einem Lokal in bestem Touristen-Italienisch  „un caffè, per favore“ und der Kellner kommt mit einem winzigen Espresso-Tässchen zurück an den Tisch. Ein Missverständnis? Während man bei uns in Deutschland fein säuberlich zwischen Filterkaffee und Espresso trennt, ist für Italiener Espresso der einzig wahre „caffè“. Filterkaffee gibt es im Land von Lavazza und Segafredo (außer am Frühstücksbuffet im Hotel) nicht.

Wie aus identischen Bohnen zwei Getränke werden

Dabei lohnt es sich einen genaueren Blick auf die zwei Kaffee-Arten zu werfen, denn viele Kaffeefans kennen die Unterschiede zwischen Kaffee und Espresso gar nicht. Auffällig ist zunächst die Tassengröße, die sich bei beiden Getränken deutlich unterscheidet. Aber das ist nur ein Randaspekt. Viel wichtiger ist, Verarbeitung und Zubereitung genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn Kaffee und Espresso sind das Produkt ein und derselben Kaffeepflanze. Wie wird aus identischen Rohbohnen einmal Filterkaffee und einmal Espresso? Das Geheimnis liegt in der Röstung: Filterkaffeebohnen werden deutlich kürzer geröstet – je nach Herkunft zwischen 10 und 15 Minuten. Espressobohnen bleiben bis zu 18 Minuten in der Rösttrommel. Das Ergebnis erkennt man an der Farbe: Espressobohnen sind dunkler als die mittelbraunen Kaffeebohnen für den Filter. Das längere Rösten beeinflusst auch den Geschmack: der Espresso verliert im Vergleich zum Filterkaffee mehr Säuren und wird deshalb meist pur getrunken.

Kurzes Brühen mit hohem Druck: so wird Espresso gemacht

Neben dem Rösten ist die Zubereitung ein Hauptunterschied. Espresso wird unter hohem Druck gebrüht, während Kaffee langsam durch einen Papierfilter extrahiert wird. Bei beiden liegt der Mahlgrad weit auseinander: Die Espressobohnen werden viel feiner verarbeitet als der Filterkaffee, nur so zieht das druckvolle Brühen in kürzester Zeit (ca. 25 Sekunden) möglichst viele Aromen aus dem Pulver. Filterkaffee hingegen ist grobkörniger und benötigt daher auch eine längere Extraktionszeit mit heißem Wasser.

Eine Tasse Kaffee hat mehr Koffein als eine Tasse Espresso

Ein weitgehend unbekannter Gegensatz zwischen beiden Getränken ist, dass eine Tasse Kaffee mehr Koffein enthält als eine Tasse Espresso (30 ml). Das liegt zum einen an der geringeren Menge, zum anderen wird dem Espresso durch die längere Röstung mehr Koffein entzogen als dem Filterkaffee. Die Koffeinkonzentration wiederum ist beim Espresso höher.

Zum Schluss noch ein kleiner Tipp für alle Italien-Fans: In vielen Cafés steht direkt unter „caffè“ und Cappuccino der „caffè americano“. Davon sollten Genießer eher die Finger lassen, denn das ein Espresso, der nach dem Brühen noch mit heißem Wasser gestreckt wurde. Wer lieber einen größeren Kaffee trinken möchte, kann einen „caffè doppio“ (einen doppelten Espresso) oder einen „caffè lungo“ (Espresso mit doppelter Wassermenge) bestellen.