Davids großer Tag


Davids großer Tag

Zwei Nachmittage hat der 15-Jährige im Café von „District Five“ gearbeitet. Mit dem Kurz-Praktikum wollten Mutter Nesrin Yilmaz und Cafébesitzer Tobias Stehle ein Signal für Menschen mit Behinderung setzen. Die Aktion trägt Früchte

Das rote Lämpchen leuchtet, die Kamera ist direkt auf David gerichtet. Heute ist der 15-Jährige der Star. Also spricht er ins Mikrofon, das ihm die Reporterin vor den Mund hält. Etwas nervös ist er, das darf er auch sein an diesem besonderen Nachmittag. Aber seine Botschaft ist klar: Das Schnupperpraktikum im Café von „District Five“ war für ihn ein großartiges Erlebnis.

Die Lokalmedien nehmen das Thema auf

Nicht nur der Lokalsender intv interessiert sich am heutigen Freitag für das Schicksal von David Yilmaz, auch der Donaukurier hat eine Redakteurin und einen Fotografen geschickt. Der Rummel um den Jugendlichen mit Down-Syndrom ist groß. Mit dem zweitägigen Praktikum im Café wollen Mutter Nesrin Yilmaz und Inhaber Tobias Stehle ein Zeichen setzen und darauf aufmerksam machen, wie schwer es noch immer ist, Menschen mit Behinderung in die Berufswelt zu integrieren.

„Es geht nicht nur um David“, betont seine Mutter, „wir wollen auch anderen Eltern und Kindern helfen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen.“ David besucht derzeit die 9. Klasse der Caritas-Förderschule St. Vinzenz, im Herbst müsste er die Berufsschule besuchen. Bis dahin will David bei Praktika erste Schritte in der Arbeitswelt wagen. Doch Praktikumsstellen zu finden, sei gar nicht so leicht, sagt Nesrin Yilmaz. Deshalb die medienwirksame Aktion im Innenstadt-Café.

Davids Geschichte erreicht über 40.000 Menschen

Als der erste Bericht über Davids Praktikum am Mittwoch auf der „District Five“-Facebookseite online geht, bricht eine Welle der Solidarität mit dem 15-Jährigen los. Bis zum heutigen Freitag haben über 40.000 User den Beitrag gesehen, über 350 haben ihn mit einem Like versehen, mehr als 100 haben ihn geteilt.

Und die Aktion zeigt schon Wirkung. Nicht nur, dass die Lokalmedien auf die Geschichte aufmerksam geworden sind, auch Ingolstädter Unternehmen und Verbände reagieren. „Mein Telefon steht gar nicht mehr still“, freut sich Nesrin Yilmaz über den Erfolg. Besonders glücklich sei sie über ein Praktikumsangebot des VdK. Dort könnte David drei Wochen Einblicke in die Büroarbeit gewinnen. Es tut sich was.

Wirtschaft, Politik und Verbände könnten helfen

Trotzdem ist es der Ingolstädter Gastronomin wichtig zu betonen, dass es nicht allein um ihren Sohn gehe. Vielmehr will die alleinerziehende Mutter einen Impuls setzen, von dem auch andere Jugendliche profitieren. „Wirtschaft, Politik und Verbände sollten gemeinsam Lösungen finden für eine bessere Inklusion“, sagt Yilmaz.

David strahlt mit der Sonne um die Wette

Und ihr Sohn? Der strahlt am Freitag mit der Märzsonne um die Wette. Er trägt eine grüne Cap, das offizielle „District Five“-Shirt und eine Barista-Schürze. Vorsichtigen Schrittes bringt er leere Kaffeetassen zum Geschirrspüler, die etlichen Cappuccinos, die er an diesem Tag serviert trägt er mit höchster Sorgfalt zu den Kunden. Höflich – und ein wenig keck – fragt er die Kunden: „Wie geht’s?“

Dass er sich hier so wohl fühlt, hat auch mit dem Team des Lokals zu tun. Stehle kennt David schon seit fast zehn Jahren, David ist sozusagen mit ihm aufgewachsen. Der Barista gibt dem Jugendlichen das nötige Vertrauen und die Sicherheit, die er braucht, um sich bei der Arbeit wohl zu fühlen. Und das alles unter dem nicht selten skeptischen Blick von Mama Nesrin. „Es ist schwer, loszulassen“, gibt sie zu, während ihr Sohn keine zwei Meter entfernt in die laufende Kamera spricht und sich bemüht, die Fragen der intv-Reporterin zu beantworten. Dann kann sie doch nicht anders: Als David beim Interview etwas nervös wird, flüstert sie ihm von der Seite die Antworten ein.

So schnell lässt sie doch nicht los.


Hier lest ihr den ersten Bericht über Davids Praktikum: http://district-five.de/inklusion/

Den Bericht über David strahlt intv in den Nachrichten am Montag ab 18 Uhr aus.