Bio-Kaffee – was steckt dahinter?

Nachhaltigkeit liegt im Trend – auch die Kaffeebranche hat reagiert und verkauft schon seit Jahren Produkte mit Bio-Siegel. Was steckt dahinter?
Bio-Tomaten, Bio-Schokolade, Bio-Sprit, ja sogar Bio-Zigaretten gibt es heute. Klar, dass der Megatrend auch nicht vor der Kaffeebranche Halt macht. Seit Jahren steht Kaffee aus biologischem Anbau bei deutschen Konsumenten hoch im Kurs. Laut Marktforschung achten 29 Prozent der Kaffeetrinker auf nachhaltigen Anbau, vor allem die jüngere Generation legt darauf Wert.
Wann aber ist ein Kaffee bio? Kunden erkennen Bio-Kaffee äußerlich vor allem an zwei unterschiedlichen Siegeln von EU und Deutschland. Das EU-Bio-Siegel ist für Produkte aus dem ökologischen Landbau und Biolebensmittel, die einen Verarbeitungsschritt in der Europäischen Gemeinschaft erfahren, vorgeschrieben. Das sechseckige Bio-Siegel kann in Deutschland zusätzlich zum EU-Logo verwendet werden. Folgende Voraussetzungen muss ein Kaffee erfüllen, um das Label „Bio“ zu tragen:
- Verbot von Gentechnik,
- Verbot von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln,
- Verzicht auf mineralische Stickstoffdünger sowie
- Schutz von Boden, Wasser und Luft.
Der Deutsche Kaffeeverband schreibt dazu auf seiner Homepage: „Unternehmen, die Bioprodukte vermarkten wollen, müssen sich einem Kontrollverfahren nach den EG-Rechtsvorschriften zum Ökolandbau unterziehen.“ Beim Kaffee müssten also die Plantagen in Ländern wie Brasilien, Kenia oder Äthiopien kontrolliert werden. Das geschieht auch, natürlich stichpunktartig, denn nicht jede einzelne Kaffeefarm auf der Welt kann überprüft werden.
Schwachstellen im System
Und genau das ist die Schwachstelle im System. Die Berliner tageszeitung (taz) schreibt in einem Bericht vom 15. Februar: „Europas Behörden überwachen die Kontrolle von Biolebensmitteln aus Nicht-EU-Ländern nur mangelhaft.“ Kaffee-Produzenten sollen trotz Verstößen gegen Ökovorschriften das Bio-Siegel erhalten haben. Ein Einzelfall?
Einzelne Kaffeeplantagen werden kaum kontrolliert
Die taz zitiert in ihrem Bericht einen deutschen Agraringenieur, der auf Missstände bei den Kontrollen in Äthiopien aufmerksam macht. Dort haben sich – wie in vielen anderen Kaffee-Ländern auch – viele kleine Kaffeebauern zu Kooperationen zusammengeschlossen. Bei jenem Fall, den die Zeitung beschreibt, hätten zahlreiche Mitglieder einer 27.000 Mitgleider großen Gemeinschaft das Bio-Siegel erhalten, ohne auch nur einmal überprüft worden zu sein. Bei einer weiteren Organisation mit 60.000 Bauern seien ähnliche Probleme festgestellt worden. „Eine große Farm produzierte sowohl Bio- als auch konventionellen Kaffee, aber bei der Verarbeitung der Ernte gab es nach Augenzeugenberichten ,keinerlei Trennung‘“, schreibt die taz.
Nicht bei jedem Bio-Produkt wird geschummelt, aber das Vertrauen in das Bio-Siegel ist durch solche Fälle zumindest angekratzt. Ähnlich wie bei Fair-Trade-Produkten (lest dazu unseren Bericht aus dem letzten Jahr http://district-five.de/direct-trade/) hat das Bio-System Schwachstellen und nicht wenige Produzenten nutzen sie aus. Wer Bio-Produkte kauft, hofft, damit etwas für die Umwelt zu tun, wer fair gehandelte Lebensmittel kauft, unterstützt die bessere Bezahlung der Arbeiter. Manchmal fördert man mit seinem Kauf jedoch dreiste Betrüger, die die Vorschriften umgehen, um noch mehr Profite herauszuschlagen.
Was kann man als Kunde denn nun tun? Eine alternative zu Bio- und Fair-Trade-Kaffee ist „direct trade. Kleine Röstereien wie „District Five“ können sich durch einen direkten Draht zu den Kaffee-Bauern über die Arbeits- und Umweltbedingungen auf der Plantage informieren und diese durch gezielte Investitionen verbessern.